Entstehung

George W. Bush: „Das Spiel ist aus“

Am 7. Februar 2003 sagt US-Präsident George W. Bush: „Das Spiel ist aus“ (Siehe SPIEGEL-Artikel vom 07.02.2003) und wir wussten alle, dass jetzt bald der Irakkrieg beginnt. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Wir wissen heute, dass unsere Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen waren. Angst und Wut machte sich damals bei vielen breit.
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Günter Haverkamp überlegte mit einigen Kolleg*innen aus den Medien, was zu tun war. Bei vorangegangenen Konflikten hatte er mit dem Eine-Welt-Medienforum Tagungen veranstaltet, um gemeinsam mit Kolleg*innen die Rolle der Medien in Kriegen zu beleuchten. Da ging es um Sprache, Bilder und Quellen in Kriegszeiten. Jetzt sollte etwas anderes geschehen.

Wir machten uns Gedanken über Friedenszeichen. Um herauszufinden, welche Ausdrucksmöglichkeiten die Menschen angesichts des drohenden Krieges nutzen, machten wir eine Meinungsumfrage in Düsseldorf. Viele Passant*innen mochten die damals wie heute bekannten Friedenssymbole, das Peace-Zeichen und die Taube, aber nicht tragen. Das eine war ihnen zu links und das andere zu kirchlich. Alle zeigten, dass sie sich ein neues, neutrales Friedenszeichen wünschten.

Nach vielen Versuchen kamen wir auf die erste Idee, eine weiße Schleife zu wählen, zurück. Weiß ist die Farbe des Friedens und die Schleife war als Aidsschleife allen bekannt.  Wir wussten aber nicht, ob wir dieses Symbol übernehmen durften.  So nahmen wir Kontakt zur Aidskampagne in London auf und erfuhren, dass die rote Schleife der gelben Schleife entlehnt ist, mit der weltweit an gefallene Söhne und Kameraden erinnert wird. Entsprechend groß war die Begeisterung bei der Aidskampagne, dass die Schleife sich nun dem Frieden zuwendet.

Am nächsten Tag kauften wir alle verfügbaren Satinbänder auf, 1 cm breit, fertigten Friedensbänder und wagten den Versuch auf der Straße. Wir waren von der Resonanz überwältigt. Nun machten wir ein Foto, sandten es per Mail in fünf Sprachen an 180 Friedensorganisationen weltweit und rieten, das weiße Friedensband selbst herzustellen. Danach wollten wir wieder unserer journalistischen Arbeit nachgehen.

 

Der SPIEGEL veröffentlichte am 07.02.2003 diesen Artikel
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„Die Bevölkerung wird aufgerufen…“

Zu unserem ersten Straßenseite hatten wir Heiko Kauffmann, Preisträger des Aachener Friedenspreises eingeladen, mit dem wir engen Kontakt hatten. Wir wollten sein kritisches Urteil, bevor wir an die breite Öffentlichkeit gingen. Er war begeistert und sprach viel mit den Passant*innen, die das neue Friedenssymbol gern annahmen und ganz offensichtlich mit Stolz trugen.

Ein Tag später rief Heiko Kauffmann die Bevölkerung dazu auf, anlässlich des nahenden Krieges weiße Friedensbänder zu tragen.

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Und dann ging alles schnell: wir sandten eine Mail mit der Anleitung, Friedensbänder selbst herzustellen, an 180 Friedensorganisationen weltweit und wollten unsere journalistische Arbeit fortsetzen.

Statt dessen kamen Bestellungen und zwar viele! Bald wuchs uns die Fertigung von Friedensbändern über den Kopf. Unsere Rettung war die griechische  Änderungsschneiderei an der Ecke. Die ganze Familie arbeitete nun begeistert an der Herstellung von Friedensbändern, die wir in alle Teile Deutschlands verschickten.

Die Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin hängte ein vier Meter großes weißes Friedensband an die Häuserfront und verschickte kleine Flyer mit der Aufforderung, das weiße Band zu tragen. Bei der Irakdebatte im Bundestag trugen viele Abgeordnete das weiße Friedensband. So schrieb Peter Hettlich, MdB Bündnis 90/Die Grünen, am 20.03.2003: „Lieber Günter, leider kam Dein Friedensband gerade recht. Ich trage es seit heute morgen wie viele meiner KollegInnen und hoffe, daß der Krieg bald vorbei sein wird. Viele KollegInnen von der SPD haben uns heute angesprochen und waren ganz enttäuscht, daß sie keine Friedensbänder bekommen haben. Sie würden sich sehr freuen. Vielleicht könnt Ihr der SPD-Fraktion auch die Friedensbänder zukommen lassen.“ Haben wir gemacht.

Hunderte Schulen stellten die weißen Bänder selbst her und verteilten sie an die Bevölkerung. Lehrer*innen berichteten, dass das Friedenssymbol den Kindern und Jugendlichen Halt gab und Identifikation.

Viele Kirchengemeinden organisierten mit dem weißen Band Friedensgottesdienste – in Duisburg-Marxloh zum Beispiel die evangelische, katholische und die muslimische Gemeinde gemeinsam. Bei einem Besuch in Erfurt hörten wir, dass besonders viele evangelische Gemeinden in Thüringen und Sachsen das Friedenssymbol nutzten.

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Themenforen zu vier Kinderrechten

Kinderarbeit, Kindersoldat*innen, Kinderprostitution und Mädchenbeschneidung
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Diese vier Themen hatten sich in den Monaten „nach“ dem Irakkrieg, durchgesetzt. Mit diesen Kinderrechten wollten wir die Lebenswirklichkeit sowohl von Kindern in fernen Ländern, als auch bei uns miteinander verbinden. Denn die Armut, die Gewalt, die sexualisierte Gewalt und die Unverletzbarkeit von Körpern sind für Jugendliche auch bei uns wichtige und hochinteressante Themen.
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